Das emotionale Gehirn
Wir untersuchen Prinzipien der Emotionsverarbeitung mit neurowissenschaftlichen Methoden. Im Fokus unserer Forschung steht der Prozess der affektiven Reizbewertung. Wir begegnen vielen Reizen in der Umgebung, die alle nach ihrer emotionalen Bedeutung und Wichtigkeit bewertet werden. Das Konzept der ‚motivierten Aufmerksamkeit‘ bringt zum Ausdruck, dass emotionale Reize unsere Aufmerksamkeit lenken. Dieser schnelle und vorsprachliche Prozess kann durch ereigniskorrelierte Potenzialmessungen abgebildet werden. Dabei werden den Probanden emotionale (angenehme und unangenehme) und neutrale Bilder gezeigt. Die ‚early posterior negativity‘ (EPN) und- das ‚late positive potential (LPP) sind zwei Komponenten des ereigniskorrlierten Potenzials die die Beziehung zwischen Emotion und Aufmerksamkeit widerspiegeln. Das Video oben illustriert die selektive Verarbeitung erotischer gegenüber neutralen Reizen in den ersten 600 Millisekunden nach der Reizpräsentation. Die EPN ist im Zeitbereich von 150 -350 ms über posterioren Regionen als Negativierung (blau) zu erkennen, gefolgt von dem LPP (Positiiverung, rot), über centro-parietalen Regionen.
Das Individuum
Eine Spezialität unserer AG ist es den traditionellen Gruppenansatz durch die Untersuchung individueller Personen zu ergänzen. Dieser sogenannte 'Case-by-Case' Ansatz erlaubt es, die affektive Reizbewertung auf Personenebenen zu untersuchen. Der 'Case-by-Case' Ansatz kann Prinzipien der Emotionsverarbeitung aufdecken, die allen Individuen in der Forschungsstichprobe gemeinsam sind, anstatt die Gruppe als Ganzes, d.h. eine „hypothetische Person“, zu repräsentieren. Damit kann ein ein starker Nachweis für universelle Prinzipien der Emotionsverarbeitung erbracht werden. In der Abbildung wird der EPN und LPP Effekt für einzelne Versuchspersonen für den Vergleich der Verarbeitung erotischer und neutraler Bildinhalte gezeigt. Alle Personen der Versuchsgruppe zeigen die Effekte.
Das empathische Gehirn
Empathie motiviert zu hilfsbereitem und kooperativem Verhalten und spielt eine wichtige Rolle in sozialen Interaktionen und persönlicher Kommunikation. In einer Studie fragten wir, wie wir auf Reize reagieren, die für unseren Partner:in bedeutsam sind, da sie einen Schmerzreiz anzeigten. In dem Video werden die Reaktionen auf der linken Seite gezeigt, wie wir einen Hinweisreiz verarbeiten, dass wir selbst einen leichten Schmerzreiz bekommen. Demgegenüber zeigt das rechte Video die Hirnreaktionen, wenn der Hinweisreiz anzeigte, dass unser Partner:in den leichten Schmerzreiz bekommt. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Zustand der Empathie die Aufmerksamkeit auf für andere Personen bedeutsame Reize lenkt, ähnlich wie auf Reize, die für das eigene Selbst relevant sind.