Integratives Denken und Handeln in der Psychotherapie - Möglichkeiten und Grenzen

Prof. Dr. Frank Jacobi,

7. Dezember 2017

Prof. Dr. Frank Jacobi, Psychologische Hochschule Berlin


Bereits Mitte der 1980er Jahre wurde von der internationalen Psychotherapieforschung ein deutlicher Trend zur Psychotherapie-Integration konstatiert, der eine enorme Herausforderung darstellt. Konzeptuelle Fragen und Begrifflichkeiten müssen geklärt und Forschungsprogramme für neue, verfahrensübergreifende Therapien aufgelegt werden. Die Prozesse, die bei "Integration" eine Rolle spielen, müssen entsprechend beforscht und verstanden werden - und nicht zuletzt müssen die psychotherapeutischen Weiter- und Neuentwicklungen gut lehr- und lernbar sein (sowohl für Novizen als auch für erfahrene Praktiker). Es werden also für Forschung und Praxis wichtige - prinzipiell prüfbare - Fragen aufgeworfen. Wann bringt etwa ein Hinzufügen von Techniken, die nicht dem ursprünglichen Verständnis eines Therapieverfahrens entsprechen (z.B. Expositionsverfahren in der psychodynamischen Therapie oder Übertragungsdeutung in der Verhaltenstherapie) einen Gewinn gegenüber dem "reinen" ursprünglichen Verfahren, und wann einen Verlust? Wo muss verstärkt an einer gemeinsamen Sprache über verschiedene theoretische Orientierungen hinweg zur Verständigung über Therapieprozesse gearbeitet werden? Welche Rolle spielen spezifische und allgemeine Wirkfaktoren in verfahrensübergreifenden Ansätzen, und unter welchen Bedingungen kann eine integrative Psychotherapiepraxis als "wissenschaftlich fundiert" gelten?Die Vorlesung gibt entlang einer vor 30 Jahren vom U.S.-amerikanischen Institut für psychische Gesundheit (NIMH) aufgestellten Forschungsagenda einerseits und der sich seitdem in der Psychotherapie dynamisch weiterentwickelnden Integrationsversuche andererseits einen Überblick zum Thema "Integratives Denken und Handeln in der Psychotherapie" - und soll Grundlage legen für eine anschließende gemeinsame Diskussion zu Möglichkeiten und Grenzen der Psychotherapie-Integration.