Projekte AG Mier
Erfassung von Therapieeffekten in der ambulanten Psychotherapie
In unserer Studie geht es um die Erfassung der Wirksamkeit von Psychotherapie. Auch wenn die (kognitive) Verhaltenstherapie bei allen bekannten psychischen Störungen zur Behandlung empfohlen wird und Studien ihre Wirksamkeit belegen, möchten wir weiter erforschen, warum die Verhaltenstherapie wirksam ist, in welchen Bereichen sie besonders effektiv ist und in welchen Bereichen sie noch verbessert werden kann. Zu diesem Zweck erheben wir zu verschiedenen Zeitpunkten vor, während und nach der ambulanten Psychotherapie verschiedenen Maße der sozialen und emotionalen Verarbeitung und kombinieren diese mit einer physiologischen Untersuchung der Herzrate, Hautleitfähigkeit und Atmung. Zusätzlich werden bei einer Substichprobe mittels fMRT neuronale Prozesse der Emotionsregulation, Emotionserkennung und des Arbeitsgedächtnis untersucht. Zu Vergleichszwecken durchlaufen gesunde Kontrollprobanden dieselben Erhebungen.
Diese Studie ist im DRKS registriert: https://drks.de/search/de/trial/DRKS00031348
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Bewegungstrajektorien von Regelbrüchen bei Patient:innen im Maßregelvollzug
Projekt: Bewegungstrajektorien von Regelbrüchen bei Patient:innen im Maßregelvollzug
Patient:innen im Maßregelvollzug haben geltende Gesetze und Regeln gebrochen. Regelkonformes Verhalten setzt voraus, mögliche Konsequenzen der eigenen Handlungen antizipieren und in die Entscheidungsprozesse und die Handlungsausführung einbeziehen zu können. In diesem Projekt in Kooperation mit der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie am ZfP Reichenau (Leitung: PD Dr. Jan Bulla) untersuchen wir anhand experimenteller Paradigmen, wie forensische Patienten mögliche Konsequenzen ihrer Handlungen in die Handlungsausführung einbeziehen. Dabei interessiert uns insbesondere der Einfluss von monetären Konsequenzen auf die Handlungsausführung und die Begehung von Regelbrüchen.
Diese Studie ist bei aspredicted.org prä-registriert: 135438 und 135439
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Schlagworte: Forensik, Psychopathie, Impulsivität, Regelbruch, Entscheidungsverhalten, experimentelles Paradigma
Literatur:
Wirth, R., Pfister, R., Foerster, A., Huestegge, L., & Kunde, W. (2016). Pushing the rules: effects and aftereffects of deliberate rule violations. Psychological Research, 80
(5), 838-852. doi.org/10.1007/s00426-015-0690-9
Therapieeffekte und Prädiktion bei der stationären Behandlung von Patient:innen mit Psychose
Schizophrenie ist eine schwere psychische Störung, die häufig mit einem chronischen Krankheitsverlauf und psychosozialen Einschränkungen einhergeht. Patient:innen leiden dabei nicht nur an diagnostisch relevanten psychotischen Symptomen, wie Wahn oder Halluzinationen, sondern auch an kognitiven und sozialen Defiziten (Mier & Kirsch, 2015). In dieser Studie geht es um den überdauernden Effekt der stationären Therapie auf psychotische Störungen. In mehreren Studienteilen erfassen wir Veränderungen in Entscheidungsprozesse sowie in Parametern der sozialen und emotionalen Wahrnehmung mittels Interview- und Fragebogenmaßen. Außerdem untersuchen wir mit Hilfe des fMRT neuronale Prozesse der Emotionsregulation, Emotionserkennung und des Arbeitsgedächtnis zu mehreren Zeitpunkten und erfassen die Herzratenvariabilität. Zu Vergleichszwecken durchlaufen gesunde Kontrollprobanden dieselben Erhebungen.
Diese Studie ist bei OSF prä-registriert: https://osf.io/v6p8h
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Literatur:
Mier, D., & Kirsch, P. (2015). Social-Cognitive Deficits in Schizophrenia. In M. Wöhr & S. Krach (Eds.), Social Behavior from Rodents to Humans (Vol. 30, pp. 397–409). Springer International Publishing. doi.org/10.1007/7854_2015_427
Empathie und Emotionsregulation bei Patienten im Maßregelvollzug
Projekt: Empathie und Emotionsregulation bei Patienten im Maßregelvollzug
Es kann davon ausgegangen werden, dass Gewalttäter:innen wenig Empathie für ihre Opfer empfinden, und dass Täter:innen bei der Ausübung von Gewalt ihre Emotionen nur schlecht regulieren können. Diese Annahmen bilden die Grundlage von Therapiekonzepten für die Behandlung im Maßregelvollzug. Auch wenn es im Bereich der Psychopathie Hinweise auf Veränderungen in der sozialen Kognition gibt (Mier et al., 2014), fehlen bislang experimentelle Studien, die diese Annahmen belegen können. In diesem Projekt in Kooperation mit der Klinik für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie des ZfP Reichenau (Leitung: PD Dr. Jan Bulla) untersuchen wir Empathie und Emotionsregulation mittels Fragebögen und experimenteller Paradigmen, sowohl im Quer- als auch im Längsschnitt.
Diese Studie ist bei OSF prä-registriert: https://osf.io/x5jep/
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Schlagworte: Forensik, Psychopathie, Gewalt, Impulsivität, Alexithymie, Empathie, Emotionsregulation, Therapie
Literatur:
Mier, D., Haddad, L., Diers, K., Dressing, H., Meyer-Lindenberg, A., & Kirsch, P. (2014). Reduced embodied simulation in psychopathy. World Journal of Biological Psychiatry, 15(6), 479-487. doi:10.3109/15622975.2014.902541
Risikowahrnehmung und riskantes Verhalten bei Alkoholkonsumstörung und Schizophrenie: Einblick in dynamische Veränderungen
Bei verschiedenen Patientengruppen kommt es zu riskantem Verhalten, das sowohl die psychische als auch die physische Gesundheit beeinträchtigen kann. Unser Ziel ist es zum einen die Dynamik des Risikoverhaltens störungsübergreifend und multimodal zu untersuchen und zum anderen die Veränderbarkeit von Risikoverhalten zu untersuchen. In der ersten Förderperiode des Projekts (PIs: Brigitte Rockstroh, Michael Odenwald) konnten mittels EEG sowie mittels Fragebogen erste Hinweise in die abweichende Dynamik der Feedbackverarbeitung bei Patienten mit Alkoholkonsumstörung gewonnen werden (Klepper et al., 2017, Sehrig et al., 2019). In der zweiten Förderperiode (PIs: Daniela Mier, Michael Odenwald, Brigitte Rockstroh) werden Patienten mit Schizophrenie, Patienten mit Alkoholkonsumstörung, Patienten, bei denen diese Erkrankungen komorbid auftreten und gesunde Kontrollprobanden mittels fMRT erhoben und eine ambulante smartphone-basierte Intervention durchgeführt.
Schlagworte: Schizophrenie, Alkoholkonsumstörung, Risikowahrnehmung, Risikoverhalten, BART, EMA, smartphobe-basierte Intervention, nucleus accumbens, fMRT
Literatur
Sehrig, S., Odenwald, M. & Rockstroh, B. (in press). Feedback-related brain potentials indicate the influence of craving on decision-making in patients with Alcohol Use Disorder: An experimental study. European Addiction Research, published online, December 8, 2020. https://doi.org/10.1159/000511417
Sehrig, S., Odenwald, M., Sehrig, S., Haffke, P., Rockstroh, B., Pereyra-Kröll, D., Menning, H., Wieber, F., Volken, T. & Rösner, S. (2020). Therapeutic success in relapse prevention of alcohol use disorder: the role of treatment motivation and drinking-related treatment goal. Journal of Addictive Diseases, 39(1), 88-95. doi.org/10.1080/10550887.2020.1820810
Büchele, N., Keller, L., Zeller, A.C., Schrietter, F., Treiber, J., Gollwitzer, P.M. & Odenwald, M. (2020). The effects of pre-intervention mindset induction on a brief intervention to increase risk perception and reduce alcohol use among university students: A pilot randomized controlled trial. PLOS ONE, 15(9): e0238833. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0238833
Klepper, S., Odenwald, M., Rosner, S., Senn, S., Menning, H., Pereyra-Kroll, D., & Rockstroh, B. (2017). Experience-Induced Change of Alcohol-Related Risk Perception in Patients with Alcohol Use Disorders. Front Psychol, 8, 1967. doi:10.3389/fpsyg.2017.01967
Sehrig, S., Weiss, A., Miller, G. A., & Rockstroh, B. (2019). Decision- and feedback-related brain potentials reveal risk processing mechanisms in patients with alcohol use disorder. Psychophysiology, 56(12), e13450. doi:10.1111/psyp.13450
Interventionsstudie zur Wirksamkeit der KIDNET als Behandlung für geflüchtete Minderjährige mit Traumafolgestörungen
In Deutschland leben aktuell ca. 1,2 Millionen Geflüchtete, von denen ca. 25% aufgrund von traumatischen Erfahrungen im Herkunftsland, auf der Flucht oder im Aufnahmeland professioneller psychotherapeutische Hilfe bedürfen.
Die Integration insbesondere von geflüchteten Kindern und Jugendlichen gilt als große gesellschaftliche Herausforderung in Deutschland. Kinder können infolge von Kriegserfahrungen unter psychischen Störungen oder Traumafolgestörungen, wie zum Beispiel der Posttraumatischen Belastungsstörung, leiden, was zu mangelnder Lebensqualität und Schwierigkeiten in der Integration führen kann. Es besteht jedoch das Problem, dass das deutsche Gesundheitssystem nicht ausreichend auf die Bedürfnisse von geflüchteten Kindern vorbereitet ist.
Die Interventionsstudie YOURTREAT ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Multicenter-Projekt, das von Wissenschaftlern der Universität Bielefeld (Frank Neuner und Claudia Catani) ins Leben gerufen wurde. In YOURTREAT führen vier Studienzentren in Deutschland (Universität Bielefeld, Universität Eichstätt, Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf, Universität Konstanz) eine Randomisiert-Kontrollierte Interventionsstudie zur Wirksamkeit der KIDNET (Narrative Expositionstherapie für Kinder) bei geflüchteten Minderjährigen im Alter von 10 bis 18 Jahren mit Posttraumatischer Belastungsstörung durch (Wilker et al., 2020). PIs in Konstanz sind Michael Odenwald, Anselm Crombach und Daniela Mier. Die Rekrutierung der Studienteilnehmer*innen erfolgt in den Schulen des Landkreises Konstanz.
Mehr Information von und Fragen zur Anmeldung bei Sabrina-Barbara Müller, sabrina-barbara.mueller@uni-konstanz.de.
Links:
YourHealth Consortium Page:
https://www.uni-bielefeld.de/psychologie/abteilung/arbeitseinheiten/11/YOURHEALTH/index
YourTreat Webpage:
Schlagworte: PTSD, Geflüchtete, Kinder, Narrative Expositionstherapie (NET)
Veröffentlichungen:
Wilker, S., Catani, C., Wittmann, J., Preusse, M., Schmidt, T., May, T., Ertl, V., Doering, B., Rosner, R., Zindler, A. & Neuner, F. (2020). The efficacy of Narrative Exposure Therapy for Children (KIDNET) as a treatment for traumatized young refugees versus treatment as usual: study protocol for a multi-center randomized controlled trial (YOURTREAT). Trials, 21:185. Doi: 10.1186/s13063-020-4127-4
Modellprojekt zur Integration von psychisch belasteten Geflüchteten in die psychotherapeutische Regelversorgung
In Deutschland leben aktuell ca. 1,2 Millionen Geflüchtete. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina schätzt, dass 25% von Ihnen eine professionelle psychotherapeutische Behandlung benötigen. Es bestehen jedoch deutliche Zugangsbarrieren zum krankenkassenfinanzierten Regelversorgungssystem, die über die fehlende Finanzierung von Sprachmittlung weit hinaus gehen.
In einem Modellprojekt, das in enger Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen Nichtregierungsorganisation vivo international e.V. (www.vivo.org) durchgeführt wird, wurde daher seit 2017 ein neues Versorgungsmodell, die koordinierte psychotherapeutische Behandlung unter Einbeziehung von Peers, auf kommunaler Ebene aufgebaut und erprobt. Das Projekt erhielt seither Unterstützung durch die Hertie-Stiftung, den Landkreis Konstanz, die Städte Konstanz, Singen und Radolfzell sowie von zahlreichen anderen Spendern.
Mit Hilfe der Förderung vom Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der EU (AMIF) und des Landkreises Konstanz wird das Modellprojekt 2020 – 2022 in größerem Umfang implementiert und in mehreren Studien evaluiert (PIs Daniela Mier und Michael Odenwald).
Schlagworte: Versorgungsforschung, Geflüchtete, Zugangsbarrieren
Literatur:
Adorjan, K., Kluge, U., Heinz, A., Stamm, T., Odenwald, M., Dohrmann, K., Mokhtari-Nejad, R., Hasan, A., Schulze, T.G., Falkai, P. & Pogarell, O. (2017). Versorgungsmodelle für traumatisierte Flüchtlinge in Deutschland. Nervenarzt, 88(9), 989 – 994.
Der Effekt negativer affektiver Kontextinformation auf und der Zusammenhang zwischen Entscheidungsfindung und Emotionserkennung bei Schizophrenie und Borderline Persönlichkeitsstörung
Sowohl Patienten mit Schizophrenie als auch Patienten mit Borderline Persönlichkeitsstörung zeigen Veränderungen in der sozialen Wahrnehmung, insbesondere einen negativen Bias in der Emotionserkennung (Fenske et al., 2015; Mier et al., 2014). In diesem Projekt untersuchen wir a) den Einfluss negativer Kontextinformation in einem affektiven Priming Experiment und b) wie sich Entscheidungsfindung während der Emotionserkennung auswirkt (Schmidt et al., 2019). Dabei erfassen wir die Gehirnaktivierung mittels fMRT, um die Mechanismen besser verstehen zu lernen.
Schlagworte: Schizophrenie, Borderline Persönlichkeitsstörung, Emotionserkennung, soziale Kognition, affektives Priming, probabilistisches Entscheiden, amygdala, nucleus accumbens, fMRI
Literatur:
Mier, D., Lis, S., Zygrodnik, K., Sauer, C., Ulferts, J., Gallhofer, B., & Kirsch, P. (2014). Evidence for altered amygdala activation in schizophrenia in an adaptive emotion recognition task. Psychiatry Res, 221(3), 195-203. doi:10.1016/j.pscychresns.2013.12.001
Fenske, S., Lis, S., Liebke, L., Niedtfeld, I., Kirsch, P., & Mier, D. (2015). Emotion recognition in borderline personality disorder: effects of emotional information on negative bias. Borderline Personal Disord Emot Dysregul, 2, 10. doi:10.1186/s40479-015-0031-z
Schmidt, S. N. L., Fenske, S. C., Kirsch, P., & Mier, D. (2019). Nucleus accumbens activation is linked to salience in social decision making. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci, 269(6), 701-712. doi:10.1007/s00406-018-0947-6
Wie Kultur unser Gehirn beeinflusst: Neuronale Korrelate kultureller Unterschiede in der sozialen Kognition
In times of globalization and increasing intercultural exchange, social understanding between cultures gains tremendously in importance. Recent studies, however, showed that people are better in understanding emotions and mental states of people from their own than from another culture. This effect has been called intracultural advantage, but little is known about its neuronal basis. Since the mirror neuron system (MNS) has been proposed as the biological substrate of social cognition and interpersonal understanding (Pineda, 2009), it might also be sensitive to cultural differences. With the emergence and development of cultural neuroscience (CN), a new perspective and approach to systematically understand differences in MNS activity between cultures is feasible (Han et al., 2013). Although recent cultural neuroscience studies have provided increasing evidence on cultural differences in neural correlates of cognition and behavior (Han and Ma, 2014; Kim and Sasaki, 2014; Wajman et al., 2015), evidence on cultural differences in the MNS response remains extremely limited.
The purpose of our project is to explore cultural differences in MNS responsivity with a new approach: CN. Specifically, we will study cultural differences in the response profiles of the MNS during social-cognitive and social-emotional processing. To this end, we will investigate the neural basis of imitation, as well as empathy for basic and social emotions, in two different cultures: individualism (Germany) and collectivism (China). Further, we will study the effect of social learning on cultural differences in social cognition with a cross-sectional approach by comparing participants from China and Germany who live abroad with those who never lived abroad.
Keywords: Culture, Individualism, Collectivism, Empathy, Imitation, fMRI